Das El Dorado für Archäologieinteressierte

War der Besuch des peruanischen Nordens also die Zeit wert? Immerhin haben wir dort 4 Tage verbracht, was kaum eine andere Tour macht. Die kurze Antwort ist ja und nein, die Wahrheit ist komplizierter. Nicht jedes Museum und jede Grabstädte ist sehenswert, aber alleine schon für den Besuch des Museums zum Herrn von Sipan hat sich die Reise gelohnt.
Hier hat sich uns eine eindrucksvolle Kultur dargestellt, deren Kunstfertigkeit und Umfang uns alle unvorbereitet getroffen hat. Hier sind in den letzten Jahren Schätze und Erkenntnisse aufgedeckt worden, welche sich nicht hinter den altägyptischen verstecken müssen. Und dabei haben die hier gerade erst angefangen richtig zu graben. Da wartet also noch so einiges unter dem Sand. Auch inmitten der Lehmziegelstadt Chan Chan oder dem Mondpalast zu stehen war sehr beeindruckend. Die restlichen Museen und Ausgrabungsorte haben uns dann nicht mehr vom Hocker gehauen. Es wiederholt sich dann doch alles und irgendwann will man wirklich keine Tongefäße oder sonstige Grabbeilagen mehr sehen. Der Besuch des Nordens hat sich als Museumsmarathon entpuppt. Weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.

Vielleicht haben wir aber gerade durch die ständige Wiederholung ein besseres Verständnis dieser Kulturen erworben. Mein Eindruck ist allerdings nicht so positiv. Aus heutigem Verständnis betrachtet, bestanden die hiesigen alten Kulturen aus blutrünstigen, machtbesessenen Schweinen. Hier wurden Massen an Menschen hingerichtet und geopfert. Männer, Frauen, Kinder, Feinde oder regierende Oberschicht, keiner war sicher. Wer wichtig war, hatte sowieso mehrere geopferte Personen im Grab mitliegen, 1-2 Kinder waren selbstverständlich. Je gutaussehender und kräftiger die Menschen waren, desto würdigere Opfer haben sie abgegeben. Es wurden sogar Bauten gefunden bei denen an jedem Stützpfeiler ein Mensch lebendig begraben wurde, vermutlich um die Langlebigkeit des Gebäudes zu garantieren. Vor lauter Hinrichten haben sie dann vergessen, essentielle Dinge wie Schrift oder das Rad zu entdecken. Und wer denkt, dass dies alles nur Auswüchse eines perversen Patriachats seien, dem sei gesagt, dass die Funde beweisen, dass auch Frauen als Priesterinnen eine zentrale Rolle beim Morden und Opfern eingenommen haben.

Hochkulturen satt

Das Programm ist weiterhin gut gefüllt, Langeweile kommt nicht auf. Ganz im Gegenteil: Abends fallen wir spätestens um 10 Uhr völlig platt ins Bett, während die neuen Eindrücke einem noch im Kopf herumschwirren. Die wichtigsten Punkte der letzten beiden Tage: Am Freitag Stadtmuseum von Trujillo, Mondpyramide, die Sandstadt Chan Chan, ein Sozialprojekt „Musikschule“, am Samstag Dame von Cao und Herr von Sipan.

Unser lokaler Guide ist ein lustiger Kerl mit umfangreichen Wissen, der so manches Mal unsere Vorstellungen auf den Kopf stellt, z.B. „Die Inkas waren nicht so nett wie viele glauben und die Spanier waren nicht so böse wie viele glauben. Wie konnten 150 Spanier ein ganzes Land einnehmen? Weil die Bevölkerung so sauer auf die Inkas waren, dass sie die neuen Eroberer unterstützt haben.“

Das Essen in Peru ist wirklich fantastisch. Peru gilt als die Königin der südamerikanischen Küche, was bisher auch zu stimmen scheint. Wir sind dabei nicht in irgendwelchen Sternerestaurants unterwegs, sondern häufig in eher urigen, abgelegenen und einfachen Einrichtungen. Gerade der frische Fisch und die Meeresfrüchte haben es mir angetan. Das Nationalgetränk Pisco sour fließt auch in rauen Mengen.