Auf in den kalten Norden zum Zelten

(28.3.18) Und wieder stand ein langer Reisetag mit wenigen Boxenstops an. Es gab wenig Berichtenswertes zu sehen. Wüste, Wüste und noch mehr Wüste mit kurzen Stopps bei den Überresten einer alten Karawanserei und einer Festung Alexander des Großen. Da das Kaff des vorletzten Stopps des Tages zu klein für ein Restaurant o.ä. war, gab es ein leckeres Mittagessen bei einer Familie, die sich dadurch ein kleines Zubrot verdiente. Es gab Plov.

Am späten Nachmittag kamen wir dann in dem Jurtencamp an. Die Jurten waren echt, die Kasachen waren echt, die Kamele, auf denen wir geritten sind, wären echt, die traditionellen Volkslieder, die vorgesungen wurden, waren echt. Nur das Camp selbst war nicht echt. Das war für Touristen.

Buchara, 2. Tag (27.3.18)

Heute war ein schöner Tag. Es gab ein paar sehr interessante Dinge zu besichtigen, wir konnten nochmal so richtig die Atmosphäre der Stadt aufsaugen, endlich blauer Himmel und Sonnenschein, Nudelsuppe, Hammam und vieles mehr. Aber eins nach dem anderen.

Der Sommerpalast ist das klassische Ausflugsziel für Touristen, Einheimische und Schulklassen. Dementsprechend voll war es auch. Anfangs sind auch wir gar nicht zum Fotografieren gekommen, aber nicht wegen der Menschenmassen selbst, sondern weil die alle ein Foto mit uns machen wollten. Die drängelten und schuppsten und giggelten und jeder wollte ein Selfie mit den West-Touristen. Mal sehen auf wieviel Facebook-Seiten ich jetzt gelandet bin.

Danach ging es zu Fuß durch ein Wohnviertel und zu einer putzigen Medresse mit vier Türmen. Als dann eine Mitreisende aber zu einer Schneiderin wollte, um ihre Hose kürzen zu lassen, verdrückten Burkhard und ich uns lieber in ein Kaffee auf dem Hauptplatz. Die tolle Atmosphäre und das merkliche bessere Wetter entschädigte uns etwas für die recht einseitige Wunscherfüllung unserer Reiseleitung. Als wir dann etwas meckerten, führte uns der Reiseleiter (statt Freizeit) doch noch zu ein paar anderen Sehenswürdigkeiten, die allesamt wirklich interessiert und schön waren. Es wäre echt schade gewesen, wenn wir das verpasst hätten. So zum Beispiel könnten wir in einer Medresse alte Studenten-WGs sehen, also die Zimmer in denen die Studenten zu viert gelebt und gelernt haben.

Und dann haben wir uns in einem historischen Hammam mal so richtig durchwalken lassen. Alter Schwede, der Masseur hat echt jeden Wirbel in meinem Rücken knacken lassen.

Buchara, 1. Tag

Nachdem wir gestern von Buchara nur Hotel und Restaurant gesehen hatten, haben wir jetzt einen dichtgepackten Besichtigungstag hingelegt. Insgesamt war der Tag aber eher eine gemischte Erfahrung. Der Streifzug über den Basar war wieder ein Erlebnis, und Höhepunkt waren natürlich die historischen Stätten.

Aber nicht jede Moschee oder Medresse begeistert, denn so langsam machen sich wiederholende Elemente bemerkbar und eine gewisse Sättigung tritt auf. Die Zitadelle war von außen beeindruckend, aber von innen eher enttäuschend. Die Miri-Arab-Medresse und Moschee und Minarett Kalon waren absolut umwerfend. Ich hatte vor dem Urlaub nicht erwartet eine solche Pracht zu sehen zu bekommen.

Dass wir danach zu einem Teppichhändler, Kunstmaler und eine als Folklore-show verkappte Verkaufsveranstaltung geschleppt wurden war für mich der gefühlte Tiefpunkt der Reise. Dass wir bei der Show noch bei den Getränken abgezockt wurden, und dass einige Mitreisende der restlichen Gruppe mehrere Stunden durch Klamotten-Kaufaktionen gestohlen haben, hat nicht zur Verbesserung meiner Stimmung beigetragen.

Das gemeinsame Abendessen (allerdings ohne Guide, da dieser sich anscheinend wichtigeren Dingen zuwenden musste) mit dem Nationalgericht „Plov“ hat aber für vieles entschädigt.

On the road again

Gestartet haben wir den Tag mit einem tollen Frühstück, das meinem Vorsatz ab heute weniger zu essen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Nach etwa einer Stunde Fahrt ließ unser Guide den Bus halten, da er gesehen hatte, wie eine Familie in ihrem Hof in einem Tandoori Brot buk. Also nichts wie hin. Wie das letzte mal lief sogleich die gesamte Familie zusammen, führte uns durch ihr Haus, posierte für Fotos und schenkte uns zum Abschluss noch zwei ihrer frisch gebackenen Brote. Mittagessen gab es dann in einem Trucker-stop: definitiv ohne andere Touristen, leckerer Fisch, aber doch etwas zweifelhafte hygienische Verhältnisse.

Nach ca. 10 Stunden kamen wir mit durchgerüttelten Knochen in Bukhara ab. Außer dem Abendessen (das wieder hervorragend war) war aber nicht mehr viel drin. Eine Änderung war aber heute ersichtlich: wir haben – wie gewünscht – kleinere Portionen zu Essen bekommen, dafür haben wir erheblich mehr Alkohol getrunken. Sehr gute Entwicklung.

OK, jetzt verstehe ich was hier unter Gastfreundschaft verstanden wird

Ich muss erst einmal die ganzen Eindrücke von heute in meinem Kopf sortieren. Unsere Reisegruppe ist klein und 2 der insgesamt 6 Reisenden kenne ich ja schon, womit wir schon einmal die Hälfte der Gruppe stellen. Dies ermöglicht uns eine deutlich individuellere und spontaner Vorgehensweise als bei anderen Gruppenreisen.

Wir starteten unseren Tag in Taschkent langsam mit einem Besuch eines Kunstmuseum, einem Museum mit alten Schriften und einer Moschee in welcher gerade das Freitagsgebet begann. Alles war malerisch und könnte direkt einem Märchen aus 1001 Nacht entsprungen sein. Auf dem Platz vor der Moschee spielten Kinder und ließen bei strahlend blauem Himmel Drachen steigen. Bisher ist jeder Usbeke, den wir treffen, unglaublich freundlich, möchte wissen wo wir herkommen und lässt sich lachend gerne fotografieren.

Diese Freundlichkeit gipfelte dann am Vormittag in den bisherigen Urlaubshöhepunkt. Wir liefenvon der Moschee zu Fuß durch eine Wohnsiedlung, um zum Basar zu gelangen. Bei einem Privathaushalte Stand das Tor ein Spalt weit offen und man könnte einen Blick auf einen schönen Innenhof erhaschen. Auf die Frage hin, ob wir in den Hof rein fotografieren dürften, meinte unser Guidelines nur: warum nicht. Er klopfte an der Tür, fragte ob wir reinkommen dürfen und schwups würden wir von der ganzen Familie willkommen geheißen. Von der Großmutter bis zum Enkelkinder stellten sich alle vor und freuten sich riesig. Und schwups saßen wir in deren Wohnzimmer und bekamen Tee, frisch gebackenes Brot und vieles mehr auf einen reichlich gedeckten Tisch angeboten. Und wenn wir nicht nach der Tasse Tee aufgestanden wären, hätte uns die Großmutter Mittagessen gekocht. Unglaublich. Wenn bei mir plötzlich 6 Usbeken vor der Tür ständen, würde ich denen vermutlich kein Mittagessen kochen.

Der Basar war übrigens auch der Wahnsinn. Hier gab es alles an Lebensmitteln, Haushaltsutensilien, Kleidung, Musik-CDs usw. in einem wilden Gewusel aus festen Ständen und Menschen, die einfach am Wegesrand Zeug aus Tüten oder Körben verkauften. Mittag gab es mitten im Basar in einer Platz mit Garküchen wo wir uns durch das Angebot probierten. Von Schachlick über Schafsfett bis zu Nudeln mit Pferdefleisch. Landestypischer geht nicht.

Hallo Usbekistan

Hallo Usbekistan! Bislang habe ich nur den Flughafen von Tashkent und das Hotel gesehen, bin aber froh, dass die Anreise einigermaßen problemlos abgelaufen ist. Um 4:30 Aufstehen und dann in den vollkommen überfüllten ICE. Der ist natürlich verspätet und nur mit der Hälfte der Wagons unterwegs. Leicht genervt stelle ich fest, dass es durchaus zeitaufwändig ist vom Flughafen Fernbahnhof zum Terminal 2 zu kommen. Nach einer Sicherheitskontrolle aus der Hölle war nur noch Zeit eine Flasche Rum zu kaufen. Nur zum Desinfizieren natürlich.

Schlechter getroffen hatte es meine Mitreisenden Burkhard und Margarine, denn ihr Flieger aus Berlin hatte aufgrund von Eis und Schnee Verspätung. Während die beiden quer durch den Flughafen rannten, bequatscht ich die Leute der Airline am Gate. Als die beiden endlich eintrafen (Nach der Security aus der Hölle) hieß es dann, sie wären 2 Minuten zu spät, das Gate sei geschlossen. Dank rekordverdächtiger Überredungskünste schafften es dann doch noch alle in den Flieger.

Fast zumindest. Denn die Koffer der beiden blieben in Frankfurt. Und leider fliegt die Linie die Strecke nur 1-2 mal die Woche. Tja, schaun wir mal.