Gestern drehte sich alles um den puren Konsumrausch. Wir sind im edlen Viertel Ginza die Straßen auf- und abflaniert und haben so manchen Schein über den Tresen geschoben. Für mich ist es eine der Top-Adressen, um mich wieder mit coolen T-Shirts einzudecken.
Abends ging es nach Shibuya, wo wir uns mutig in die Menschenmassen gestürzt haben.
Highlight des Tages: In Ginza haben wir einen Mann gesehen, der in einem Einkaufswagen seine 6-8 Katzen spazieren gefahren hat.
Heute sind Schwester, Schwager und Nichte eingetroffen. Bis sie aber im Hotel eingecheckt hatten und abmarschbereit waren, war es bereits zwölf. Wir entschieden uns trotzdem eine größere Besichtigungstour zu machen und das schöne Wetter zu nutzen.
Vom japanischen Garten Hama Rikyu ging es per Fähre zum Stadteil Asakusa, um dort mehrere Tempel zu besichtigen. Ich denke die drei waren von dem Trubel ziemlich beeindruckt. Wahrscheinlich war es aber für den ersten Tag zu viel, denn bereits um halb sechs haben sie alle viere von sich gestreckt. Da half auch nicht, dass wir mehrere Prozessionen sehen konnten, die kleine Schreine zum Tempel getragen haben.
Highlight des Tages: Eine nette ältere Dame saß in der Fähre hinter uns und hatte einen Narren an meiner Nichte gefressen. Sie hat der Kleinen Origami gebastelt und uns allen ein Eis gekauft.
Ja, seit heute bin ich zum dritten mal in Japan und es fühlt sich gut an. Der Flug war angenehm ruhig und ich bin relativ entspannt in Tokyo angekommen. Bis ich in der Innenstadt war, war es bereits nach zwölf, so dass ich gleich mit der traditionellen ersten Handlung auf japanischen Boden begonnen habe: Nudelsuppe essen.
Zum Glück gibt es den Laden in Ikebukuro noch, den ich hier gerne besuche (Bahnhofsausgang Seibu, dann rechts). Ich habe mir dort tantanmen bestellt, eine Variante mit einer angenehm leichten Schärfe. Man sitzt dabei am Tresen und schaut den Köchen direkt bei der Zubereitung zu. Die große dampfende Schüssel steht wenige Minuten später vor mir und duftet einfach nur himmlisch. Neben den Nudeln hat die Suppe butterzartes Schweinefleisch als Einlage sowie Zwiebeln, Lauch und etwas Seetang. Als weiters Highlight schwimmt in der Brühe ein gekochtes Ei mit perfekt weichem Dotter, welches vorher mariniert wurde. Die Brühe selbst hat vermutlich durch das Miso einen milchig cremigen Charakter und aufgrund der scharfen Öle einen ins rötliche gehenden Farbton. Geschmacklich wurde das Ganze noch durch etwas gerösteten Sesam. Oh man, ich könnte noch ewig darüber schreiben…
Picture (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.
Was ist sonst noch passiert: Hotel einchecken, duschen, ein paar Lebensmittel einkaufen, japanische SIM-Karte besorgen, auf der Dachterrasse des Hotels den Abend mit nen Bier genießen.
Highlight des Tages: Die Japaner lernen jetzt endlich auch was ein Radler ist. Schmeckt gar nicht mal so schlecht.
Dipping Ramen. Picture (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.Gestern ging es zusammen mit zwei Teilnehmern aus dem Sprachkurs nach Yokohama in das Ramen-Museum. Allzuviel Informationen im Sinne eines Museums gab es zwar nicht, aber das machte nichts, denn wir waren eh wegen etwas anderem dort. In dem „Museum“ sind nämlich 8 Ramen-Restaurants angesiedelt, die sehr unterschiedliche Varianten des Gerichts anbieten.
Man kann sich prinzipiell einmal quer durch Japan essen. Könnte. Denn obwohl die Shops auch halbe Portionen anbieten ist man spätestens nach 2 Schüsseln mehr als satt. Lecker war es allemal.
Takoyaki! Photo (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.Takoyaki!! Muss ich wirklich mehr sagen?
Tintenfisch in fluffigem Teig (in kleinen Pfännchen ausgebraten) mit süßer Sojasoße bestrichen, etwas Mayonnaise, Kräuter und Fischflocken. Das hat ungefähr eine Millionen Kalorien und schmeckt himmlisch.
Seit gestern abend geht ein Taifun mit orkanartigen Böen über uns hinweg und versetzt Tokyo in den Ausnahmezustand. Kein öffentlicher Transport fährt mehr und der Unterricht wurde heute auch abgesagt. Mal sehen, was ich jetzt mit der ganzen Zeit anfange…
In einem kleinen Park im Stadtteil Shinjuku konnte man gestern ein Training eines Kendo-Kurses bewundern. Auf einem galoppierenden Pferd galt es 3 Ziele mit Pfeil und Bogen zu treffen. Das haben zwar nur die wenigsten geschafft, war aber trotzdem spannend das mal live zu sehen.
Festival in Ikebukuro, Tokyo. (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.Festival in Ikebukuro, Tokyo. (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.Festival in Ikebukuro, Tokyo. (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.Vermutlich wegen des Feiertags findet am gesamten langen Wochenende in Ikebukuro ein Folklore-Tanzfest statt. (Allerdings Folklore modern interpretiert, glaube ich.) Aber wie für so viele Dinge in Japan gilt auch hier: so richtig verstehe ich es nicht. Es ist auf jeden Fall bunt und lustig. Und es gibt Straßenstände mit lecker gegrilltem Essen.
Den sonnigen Samstag nutzen, um mal aus der Stadt rauszukommen klang nach einem tollen Plan. Das Ziel: das japanische Open-Air-Museum mit einer Vielzahl historischer Gebäude gelegen in einem schönen Park. Doch bei unerbittlichen 30 Grad wurde das ganze zur schweißtreibenden Arbeit. Fluchend mühte ich mich ab, die unzähligen Treppenstufen des an einem Hang gelegenen Parks zu erklimmen. Und was gab es jeweils als Belohnung zu sehen? Ein altes Haus.
Nicht falsch verstehen, das Museum ist wirklich sehenswert, aber bereits nach der Hälfte der Ausstellungsstücke trat dann doch eine gewisse Ermüdung auf.
Aufnahme im Edo-Tokyo-Museum. (c) by Seiichi Inoe. Taken from http://www.hobby-elec1.org/edo/ Über das Museum muss ich eigentlich nichts mehr schreiben. Es ist einfach genial und ein absolutes Muss, falls man mal in der Gegend sein sollte.
Als Guide hat sich diesmal ein Herr Inoue Seiichi angeboten, der leidenschaftlich über die Einzelheiten der Geschichte Tokyos berichtet hat. Freundlich, selbstlos und zuvorkommend: Das beschreibt ihn ganz gut, denn er macht es komplett als Ehrenamt (und Trinkgeld nimmt er natürlich auch keins). Zum Abschluss hat er noch ein nettes Foto von unserer Gruppe geschossen und auf seine Homepage gestellt (http://www.hobby-elec1.org/edo/).[
Roppongi ist eine Ecke in Tokyo, die für ihr Nachtleben bekannt ist. Hier reiht sich Bar an Bar und Nachtclub an Nachtclub. Was auf den ersten Blick sehr attraktiv klingt, entwickelte sich aber schnell zu einer eher unschönen Erfahrung.
Erstens wird Roppongi fast ausschließlich von Touristen besucht und zweitens fühlt es sich nicht wie Japan an, sondern eine Schmuddelecke in Las Vegas. Überall stehen nigerianische Türsteher, die einen hartnäckig in Clubs ziehen oder Nutten andrehen wollen. Chris (den ich im Hotel kennen gelernt habe) und ich waren schnell genervt. Da wir etwas zu früh für den Nachtclub dran waren, nahmen wir Reißaus und gingen in die deutsche Kneipe Bernds Bar und tranken erstmal ein Bitburger.
Der Nachtclub war eher unspektakulär, obwohl hochgelobt und empfohlen. Am interessantesten war noch, dass Tanzen verboten war. Dies ist ein altes Gesetz in Tokyo, dass eigentlich keine Anwendung mehr findet. Aber wenn die Polizei einen Laden dicht machen will, kramt sie dieses raus und führt unangekündigt Razzien durch.
Um ein Uhr nachts waren wir dann wieder im Hotel und am nächsten Morgen hatte ich Kopfschmerzen.
(c) by Jörg Neidig. All rights reserved.Leider hat sich die Natur noch nicht in Herbstfarben gehüllt. Daher war der Besuch des Parks Rikugi-en nicht sonderlich spektakulär (abgesehen davon, dass der Park natürlich wunderschön ist).
Einkaufen und Museumsbesuche bieten sich natürlich geradezu an, wenn es mal wieder Bindfäden regnet. Und wo geht man in Tokyo einkaufen, wenn man auf dicke Hose machen möchte? Richtige Antwort: Ginza. Hier liegen Prada, Luis Vitton, Armani usw. Tür an Tür. Kaufen kann ich da zwar nichts, schauen darf man aber mal. Also von außen, denn die Türsteher schauen so grimmig und machen mir Angst.
Allerdings scheint auch hier die Wirtschaftskrise nicht unbemerkt vorbeizugehen, denn an der ein oder anderen Stelle waren ein paar Leerstände zu sehen. Vor ein paar Jahren wäre das sicherlich undenkbar gewesen. Ein weiteres Indiz dafür ist vielleicht, dass die Türsteher an einigen Geschäften mich mit weinerlicher Stimme gebeten haben, doch mal reinzuschauen. „Bitte kommen Sie doch kurz rein, nur ganz kurz, nur zum Schauen.“ (Das ist ja fast schon wie auf der Reeperbahn, nur vermutlich teurer…)
Aber es gibt hier auch wirklich sehenswerte Dinge: z. B. sagenhafte Kaufhäuser mit Lebensmittelabteilungen bei denen auch ein KaDeWe blass vor Neid wird und im Showroom von Sony darf man mit den neusten Geräten rumspielen. Ausserdem liegt hier mein Lieblingsladen für Spielzeug in dem ich jedesmal ein Vermögen lasse. Und weil ich gerade so in Kauflaune bin, habe ich auch schon ein paar Mitbringsel gekauft (siehe Foto). Über diesen Snack zum Knabbern wird sich bestimmt jemand freuen. 😊
Leih-Schirme vor dem Hotel. (c) by Jörg Neidig. All rights reservedUnd es regnet und es regnet und es regnet praktisch ununterbrochen seitdem ich hier bin. Meine letzten Japanurlaube waren ja später im Jahr statt, also eher Richtung Dezember. Da das teilweise schon recht kalt war und auch nur noch die letzten Reste der Herbstfärbung zu sehen war, hatte ich mir gedacht: Jörg, biste mal schlau, fährste mal früher. Dann brauchste weniger warme Klamotten mitzuschleppen und kannst auch die Maple-Leaf-Saison voll mitbekommen.
Dass dann aber Anfang Oktober die Ausläufer der Taifun-Saison noch so deutlich spürbar sind, habe ich aus den Webseiten so nicht heraus gelesen. Also, ich bin ziemlich durchgefeuchtet und Fotos schiessen war auch noch nicht drin.
Netter Nebeneffekt: bislang wusste ich nicht, dass man hier fast überall kostenlos Regenschirme leihen kann. Praktisch. Man darf nur nicht der letzte sein, der zugreift, sonst ist eventuell nur noch ein kleiner rosa Damenschirm übrig.