Der Berg Fuji strahlt von jeher eine seltsame Faszination auf Japaner und Besucher aus. Vielleicht liegt es an der fast vollkommen symmetrischen Form, die den Vulkan so unverwechselbar macht. Auch aus der Popkultur ist er nicht mehr wegzudenken.
Ich würde jetzt gerne erzählen, dass ich einzigartige und von Touristen unberührte Spots gefunden hätte. Irgendwas Originelles und Besonderes. Kann ich aber nicht, weil ich mich komplett dem Fuji-Fieber hingegeben habe. In einer Tagestour haben wir die berühmtesten Fotospots abgeklappert und wild drauflos geknipst. Am Anfang war ich noch etwas peinlich berührt, an einer berühmten Fotostelle ausgekippt zu werden, mit der Anweisung „schnell, schnell, Foto, Foto“, um dann das Milliardste Bild vom Berg aus genau derselben Einstellung zu machen wie schon Millionen Besucher vor mir. Aber das gab sich bald. Man gerät in einer richtiges Fieber, angesteckt von den ganzen anderen Verrückten, die gar nicht erst versuchen, originell zu sein. Es geht eher darum, die bekannten Fotos nachzuahmen und sich zu freuen, genau an dem Ort zu stehen, an dem ein Stück Popkultur entstanden ist. Und wenn dann irgendwann mal in einem Gespräch aufkommen sollte, dass der meist fotografierte Supermarket der Welt einen tollen Blick auf den Berg Fuji liefert, dann kann man lächelnd das Foto herausziehen und sagen:“ Been there, done that.“
Perfekt View of Fuji-sanFuji-san behind red autumn leavesProbably the most photographed supermarket of the worldFuji-san and me
Dies ist ein Erfahrungsbericht zur Firma BeBro https://www.bebro-japan.com/, die ich jedem Besucher von Tokyo nur ans Herz legen kann. Die Firma wurde erst vor ein paar Monaten von einem 22-jährigen Wirtschaftsstudenten gegründet, mit dem Ziel, Studenten als Guides an Touristen zu vermitteln. Das Ganze ist nicht kostenlos, sondern erlaubt den Studenten ein paar Groschen nebenher zu verdienen. Die Preise sind aber absolut angemessen.
Der Start der Firma ist etwas holprig, die Webseite für die Buchung ist noch sehr wackelig und bei der Tour passiert der ein oder andere Anfängerfehler. (Student will z.B. stolz seinen Lieblingsort zeigen, aber wir stehen dann vor verschlossener Tür oder wir kommen wegen fehlender Reservierung nicht in das versprochene Restaurant rein.) Aber im Grund genommen ist es genau der etwas unprofessionelle Charakter, der mir sehr gefallen hat. Es sind eben begeisterte, junge Menschen, die Lust darauf haben, Besuchern ihr ganz persönliches Tokyo zu zeigen und professionelle, lizenzierte Guides gibt es ja schon genügend.
Fall leaf season in Tokyo. Picture (C) by Joerg Neidig. All rights reserved
Ziel des ersten Abends war das Nachtleben von Tokyo und typisches japanisches Essen zu erleben. Nach einem Abstecher in eine berühmte Allee mit Gingko-Bäumen, um die Herbstlaubfärbung zu erleben, ging es dann durch verschiedene verwinkelte Gassen mit Läden und Kneipen. Fern des Touristenmagnets „Golden Gai“ wurden die Gassen immer kleiner und verwinkelter und die Kneipen immer winziger bis wir schließlich unser Ziel erreichten. Es gibt sie also immer noch, die Spots, die ein Tourist ohne Ortskundige nicht finden kann. Vor Ort bestellte der Student dann munter Gerichte von der japanischen Karte (keine englische Karte, keine englischsprachige Bedienung), die ich nie bestellt hätte, selbst wenn ich die Karte hätte lesen können (selbst Google Translate scheitert gerne mal bei Speisekarten, insbesondere wenn sie handgeschrieben sind). Gegrillte Hähncheninnereien, Pferde-Sashimi mit Zwiebeln und marinierte Haifischflossen waren nur Teil des Überraschungspakets.
Ziel des zweiten Tags war ein entspannter Bummel durch Tokyos Viertel jenseits der großen Sehenswürdigkeiten. Wir starteten gemütlich mit einem japanischen Garten, der nicht auf den üblichen Top-5-Listen steht. Er war zwar gut besucht, aber man merkte deutlich, dass hier die lokalen Japaner am heutigen Feiertag die Nachmittagssonne genießen wollten. Überraschend viele haben sich dafür in traditioneller Kleidung schick gemacht.
Local visitors of a Japanese Garden in Tokyo
Weiter ging es durch Viertel vollgestopft mit kleinen Handwerkerlädchen, Kaffees und Geschäftchen für Second-Hand-Mode. Hier hätte ich echt Tage beim Wühlen und Entdecken verbringen können. Auch eine alte Einkaufspassage darf natürlich nicht fehlen. Der krönende Abschluss war dann das Abendessen. Unser studentischer Guide kam auf die Idee, uns in einen Laden zu führen, der sich auf Gerichte am Tischgrill spezialisiert hat. Und damit meine ich nicht das teure Teppanyaki, bei der ein ausgebildeter Koch auf einer heißen Platte tolle Gerichte zaubert. Nein, ich meine kleine Tische mit eingelassenen Grill und bestellen kann man nur rohe Zutaten. Den Rest, also das eigentliche Grillen bzw. Braten, muss man selber machen. Super lustig, super uhrig und ich selbst hätte nicht so ohne weiteres herausgefunden, wie das funktioniert.
Little streets in Tokyo at night. Picture (C) by Joerg Neidig. All rights reserved.
Am Ende des Tages hat sich das Ganze nicht angefühlt wie eine Tour, sondern wie ein netter Tag mit Freunden. Sensationell. Alles in allem kann ich aufgrund dieser Erfahrung BeBroJapan jedem empfehlen, der Tokyo mal anders erleben will.
Zehn Jahre ist mein letzter Besuch schon her und da war ein weiterer Urlaub in das Land der aufgehenden Sonne mehr als überfällig. Lange vorbereitet wuchs meine Vorfreude Tag für Tag und als ich endlich im Flieger saß, könnte ich es kaum glauben, dass es gleich soweit sein würde. Und als Fuji-san aus dem Fenster zu sehen war, fing ich innerlich an zu jubeln. (Das kann aber auch daran liegen, dass die Flugbegleiterin mich ganz ordentlich abgefüllt hat. „Ein Gläschen Sake zur Vorbereitung? Na kommen Sie, ein Gläschen Port kommt doch jetzt bestimmt ganz gut.“).
Fuji-san from above
Details zur Fahrt kommen später, aber mein erster Eindruck war, dass sich viel geändert hat und doch viel gleich geblieben ist. Wenn ich es mit meinem ersten Besuch in Japan vor fast 20 Jahren vergleiche, ist es mittlerweile deutlich weniger abenteuerlich und nervenaufreibend. Damals war ich häufig der einzige westliche Tourist weit und breit. Heute tummeln sich Scharen von Western in den Hotspots und am Nachbartisch in der Kneipe wird schonmal Deutsch gesprochen. Freut mich natürlich, dass auch andere nun in der Genuss kommen, dieses tolle Land kennenzulernen. Damals waren englische Sprachkenntnisse bei Japanern nicht existent, englische Schilder – Fehlanzeige, englische Speisekarte – keine Chance. Google Maps, GetYourGuide, Reservierung per Web, all das gab es nicht oder nur rudimentär.
Viele klagen natürlich über die Touristenflut, aber Japan ist nicht mal in den Top 10 der Touristenziele (Statistik 2024) und Tokyo ist nicht annähernd so besucht wie Rom oder Paris. Vielleicht ist es der Kontrast und die Steigerung zu den Vorjahren, die hier so auffallen. Und dennoch ist sich Japan in vielem treu geblieben und viele Japaner sind auch stolz darauf, ihre Kultur mit den Besuchern teilen zu können. Also am alle, die hier noch hin wollen: Nicht abschrecken lassen und einfach hinfahren.
Noch vor dem Morgengrauen statten wir dem Queen-Elisabeth-Nationalpark einen einen weiteren Besuch ab. Anfangs waren noch ein paar Elefanten, Antilopen, Affen und Vögel zu sehen. Nichts Neues, aber trotzdem ganz nett. Für Abwechslung sorgte ein Stopp an einem aktiven Kratersee, der ununterbrochen Mineralien ausgesondert und deswegen zum Salzabbau genutzt wird. Danach fuhren wir ein einen stark von Büschen bewachsenen Teil des Parks wo es aber außer Büschen nichts weiter zu sehen gab. Büsche so weit das Augereichte, Tiere Fehlanzeige.
Affe im Queen-Elisabeth-Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.
Am Nachmittag wartete allerdings ein absolutes Highlight auf uns mit dem wir gar nicht gerechnet hatten. Eine Bötchen-Tour sollte etwas Abwechslung in die Fahrt bringen. Ziel war der Kanal zwischen Lake Edward und Lake George. Es war sensationell.
Auf den wenigen Kilometern bekamen wir praktisch alles zu sehen, was das Land an Tieren zu bieten hat und das in großer Menge. Am Nachmittag kommt die Tierwelt nämlich an die Ufer, um zu trinken. Es war ein tolles und unvergessliches Schauspiel, wie Hippos, Krokodile, Antilopen, Büffel, Warzenschweine, Elefanten, Vögel und viele andere zusammenkamen. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus und fühlten uns nach dem leeren Nationalpark mehr als entschädigt. Eigentlich hätte diese Bootstour alleine sogar schon gereicht. Mehr braucht man von dem Park nicht zu sehen.
Trinkende Ekefanten im Queen-Elisabeth-Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.
Queen-Elisabeth-Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.
Endlich ausschlafen. Wir durften wirklich bis sieben Uhr morgens im Bett bleiben, denn Abfahrt war erst um acht. Ein kurzer Autosprint von 5 h über den Äquator hinweg führte uns zum Queen Elisabeth Nationalpark in unsere nächste Unterkunft. Die sog. „Bush Lodge“ war eigentlich eher eine Zeltstadt mit Außendusche, machte aber doch einen ganz heimeligen Eindruck.
Im Prinzip hätten wir jetzt jede Menge Freizeit gehabt, aber was soll man in einem Zeltlager mitten im Nirgendwo schon machen. Also beschlossen wir spontan eine zusätzliche Tour zu buchen, nämlich eine Wanderung durch eine Schlucht, um ein weiteres Mal Schimpansen zu sehen. Erst vor Ort erfuhren wir jedoch, dass es dort nur eine einzige Schimpansen-Familie gäbe und die Chancen diese anzutreffen eher mittelmäßig wären.
Regenwald
Vorgehensweise war ähnlich: bewaffneter Ranger, Spuren und Häufchen folgen. Viele Vogelbilder später erhaschten wir tatsächlich einen Blick auf einige Schimpansen in den Baumwipfeln. Diese turnten lautstark umher, waren aber nach einer knappen Minute verschwunden. Also machten wir uns geleitet vom Ranger auf die Verfolgungsjagd. Jetzt ging es wirklich abseits aller Wege, quer durch das Dickicht, über Wurzelwerk und matschigen Stellen, durch Dornengestrüpp und über gefallene Baumstämme.
Schimpanse beim Baumhangeln. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.
Die Stimmung sank mit jedem Beinahsturz und als die ersten Leute in Dornen hängen blieben wurden die Ausrufe zunehmend aggressiv. Kurz gesagt, wir trafen die Schimpansen nicht mehr, hatten aber auch überhaupt keine Lust mehr auf den Busch. Gerade die älteren Teilnehmer fanden es eine Zumutung, dass von ihnen solch anstrengenden und schwierige Wege abverlangt wurden. (Im Nachhinein zeigte sich, dass dies im Vergleich zum Gorilla-Tracking ein Kinderspiel war.) Zur Aufmunterung zeigte uns der Ranger noch ein paar Vögel und Nilpferde, aber die Stimmung war bereits in Keller.
Im Anschluss ging es direkt weiter auf eine Safari-Fahrt in der Abenddämmerung, um Raubkatzen anzutreffen. Davon sahen wir aber nichts, sondern machten dafür an jedem Vogel halt. Vögel gab es im Queen Elisabeth Nationalpark so einige, aber sonst nichts. Ich habe noch nie einen so ausgestorbenen Park gesehen. Über weite Strecken fuhren wir durch gähnende Leere; es war fast schon absurd. Erfolglos brachen wir die Tour ab und kehrten zurück zu einem schönen Abendessen im Freien bei Fackelschein. An Schlaf war nicht zu denken, da im Gegensatz zum Nationalpark die nähere Umgebung der Lodge voll von quakendem und schreienden Viehzeug war.
Man kann ja in Uganda nicht immer nur Tiere anschauen und ein wenig Berührung mit Leute und Leben ist auch mal nicht schlecht. Das passierte bei der Führung durch eine lokale Community zwar recht oberflächlich, aber trotzdem interessant.
Die Schamanon des Dorfes zeigte uns dabei ihre Mittelchen und Heilkunst. Es war spannend zu sehen dass sie einerseits die bekannten und nachgewiesene Naturmedizin beherrschte, z.b. Chinin gegen Malaria, aber andererseits auch Liebestränke und Pulver gegen Regen herstellte. Interessanterweise sagte sie deutlich, dass sie Menschen, die mit richtigen Krankheiten zu ihr kämen, doch direkt ins Krankenhaus schicken würde.
Eine junge Frau zeigte uns danach wie man Kaffeebohnen schält, röstet, malt und zubereitet. Allerdings nicht mit Maschinen, sondern ausschließlich mit einem Holzmörser und ihrem offenen Kochfeuer vor ihrer Lehmhütte. Die Hütte, das Kochgeschirr und die gesamte Umgebung war allerdings so bettelarm und schmutzig, dass wir uns schon sehr überwinden mussten, den fürchterlich verbrannten Kaffee danach zu trinken. Wir haben ihr dann zwar alle etwas von ihren Bohnen abgekauft, den Weg in meinen Koffer haben diese aber nicht gefunden.
Der Wecker klingelte zur mittlerweile gewohnten frühen Zeit (Warum tut man sich das im Urlaub eigentlich an?), aber ein herzhaftes Frühstück mit viel Kaffee macht das Ganze erträglich. Die Vorfreude ist in den Gesichtern zu sehen, denn heute steht ein Highlight der Reise an: das Tracking von Schimpansen im Kibale Forest Nationalpark.
Die Fahrt dorthin ist kurz, aber die Registrierung vor Ort dauert ungewöhnlich lange und man muss das Anmeldeformular wirklich in Schönschrift ausfüllen, um durchgewunken zu werden. Im Briefingraum wird uns alles Notwendige erklärt, u.a. dass es dort draußen kein Klo gäbe, dafür aber viele Mücken und dass unser Führer zu unserer Sicherheit bewaffnet sei. Wir wurden dann in Kleingruppen zu je sechs Personen aufgeteilt und begrüßten unsere Führerin, die schon mit der Kalaschnikow auf uns wartete.
Die Kleingruppen fuhren dann zu unterschiedliche Stellen im Park und starteten dort ihre Suche nach den Schimpansen-Familien. Eifrig folgten wir unserer Führerin im Gänsemarsch quer durch den Urwald über Stock und Stein, während sie nach Zeichen Ausschau hielt. Rufe im Wald, frische Fußspuren im Matsch und warme Häufchen wurden von uns verfolgt. Am Ende war es dann aber doch so, dass sie über Mobiltelefon von einem anderen Ranger die Nachricht bekam wo Tiere gesichtet wurden. Also schleunigst auf direktem Weg zur Sichtung und tatsächlich sahen wir dort sofort mehrere der Schimpansen im Baum sitzen und genüsslich Früchte mampfen. Unter dem Baum standen bereits alle anderen Kleingruppen wieder, die natürlich dieselbe Botschaft empfangen hatten. Der Quatsch mit dem kleinen Gruppen war also gerade fürs Klo.
Schimpansen im Kigale Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.
Dennoch war es toll die Tiere jetzt ungestört für eine gute Stunde beobachten zu können. Diese gingen vollkommen ungerührt ihren Beschäftigungen nach, welche primär aus Essen bestand. Ab und an wurde das unterbrochen durch Begattungsversuche oder wildes Gebrüll, wenn der Falsche einen solchen Versuch startete. Gelegenheit für Hunderte von Fotos gab es sowieso. Wenn es Trocken gewesen wäre, wären die Tiere vielleicht von den Bäumen runter und damit noch näher gekommen, aber das war bei uns leider nicht der Fall. Aber auch so war dies eine ganz besondere Erfahrung, die ich jedem nur wärmstens empfehlen kann!
Schimpansen im Kigale Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.
Nach einer guten Stunde ging es dann auf schnellem Weg wieder zurück und wir bekamen eine Teilnahmeurkunde ausgehändigt. (Deshalb wohl die Schönschrift bei der Anmeldung.) Die Urkunde wird die Reise im Koffer wohl nicht überleben, die Erinnerung werden hoffentlich bleiben.
Manchmal ist der Unterschied zwischen den Versprechen des Marketing und der Realität mehr als groß. So ist das auch in Okinawa. Bis jetzt habe ich nichts gesehen was irgendwie attraktiv war oder einen Besuch gerechtfertigt hätte. Hinzukommt, dass das Wetter so grauenhaft schwül und heiß ist (32 Grad Celsius bei 90% Luftfeuchtigkeit) und man es praktisch nicht im Freien aushalten kann.
Dass bei Fotos die Perspektive wichtig ist, sieht man schön an folgendem Beispiel: Bild a zeigt einen Strand aus dem Prospekt, Bild b zeigt den selben Strand aus der Sicht des Besuchers. Abbildung des Strands von Naha aus dem offiziellen Flyer von Okinawa (http://visit-okinawa.com/)
Naminoue Beach auf Okinawa. (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.
Mein letzter Tag in Hiroshima geht relaxed zu Ende. Ich habe noch einen japanischen Garten (Shukkeien) besucht, ein wenig im Stadtpark entspannt und durch die Einkaufspassagen gebummelt. (Und weil’s so lecker war, gab’s zum Abendessen noch eine Portion Okonomiyaki. Picture (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.
Highlight des Tages: Entspanntes Picknick im Park bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel.
Nach dem Depri-Schock war das nächste Ziel eine der schönsten Ecken Japans. Direkt vor Hiroshima liegt die Insel Miyajima, die mit der Fähre in nur 10 Minuten zu erreichen ist. Auf der Insel – oder besser kurz davor – liegt eines der meistfotografierten Szenerien Japans: Ein Tempeltor, das im Wasser steht.
Die Insel, das Tor und der dazugehörige Tempel sind wirklich schön und mann merkt direkt wie der Ballast von einem abfällt. Zum Gipfel des Berges der Insel gibt es einen Wanderpfad, der sehr idyllisch und unsagbar anstrengend ist. Beim Aufstieg lief der Schweiß in Strömen, dafür ging der Abstieg schneller. Picture (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.
Highlight des Tages: Die Küche Hiroshimas ist vor allem für zwei Dinge bekannt: Austern und Okonomiyaki, eine Art herzhafter Pfannkuchen (Googeln!). Beides habe ich zur genüge genossen. Sehr sehr lecker.
Gestern bin ich nach Hiroshima gereist und kam so gegen halb zwei im Hotel an. Aufs Zimmer konnte ich so früh noch nicht, also bin ich gleich auf Besichtigungstour gegangen. „Jörg“, hab ich mir gedacht, „Jörg, schau dir doch gleich mal die Highlights an. Die sind ja gleich um die Ecke.“ Also bin ich zum Friedensmuseum und dem Friedenspark gestiefelt.
Was soll ich sagen. Nach dem Museum war ich emotional fix und fertig. Anhand von vielen Originalexponaten und der Beschreibung von Einzelschicksalen (vor allem von Kindern, da gerade an dem Morgen viele Schulklassen im Stadtzentrum waren) wird das Grauen dokumentiert. Geschmolzene Steine, verbrannte Kleidung und Bilder, die mir nie mehr aus dem Kopf gehen werden.
Am Friedenspark ist dann die Ruine eines der wenigen Gebäude zu sehen, von dem wenigstens noch ein paar Mauern stehen blieben. Davor zu stehen macht das Ganze noch einmal realer, erfahrbarer.
Ich war an dem Abend dann zu nichts anderem fähig als ins Hotel und früh ins Bett zu gehen.
Der kurze Abstecher nach Kyōto ist nun auch schon fast rum. Und was soll ich sagen: Kyōto ist Japan. Es gibt wohl keinen Ort in dem man die traditionelle Seele Japan intensiver erleben kann als hier.
Einiges, dass ich schon kannte, habe ich noch einmal besichtigt. Einiges habe ich zum ersten mal gesehen. Und vieles habe ich auch diesmal auslassen müssen. Es sieht also danach aus, dass ich wohl noch einmal herkommen muss.
Der Monat Mai ist jedoch definitiv der falsche Zeitpunkt für einen Besuch. Als ich das letzte mal Ende November nach Kyōto kam, war alles in dramatische Gold- und Rottöne getaucht. Jetzt ist alles einfach nur grün. Das ist nicht schlimm, aber eben auch nicht sonderlich spannend. Japanische Gärten sind halt einfach so gestaltet, dass sie entweder zur Kirschblüte oder zur Herbstlaubzeit am schönsten aussehen.
Highlight des Tages: Besuch des internationalen Manga-Museums.
Am letzten Tag in Tokyo stand der Besuch von Tokyo Disney auf dem Programm. Da wir nur den einen Tag Zeit hatten, konnten wir nur einen der beiden Parks besuchen und entschieden uns für Disneyland.
Das Wetter war zwar eher durchwachsen mit kurzen Regenfällen, aber dafür war es nicht so überfüllt. Die Wartezeiten pro Attraktion waren selten länger als 20min. Für mich überraschend war, dass einige Attraktionen vom Namen identisch mit den amerikanischen Originalen waren, aber dann doch ganz anders aufgebaut waren. Meine dreijährige Nichte erfreute sich eher an den klassischen Karussellen. Pinocchio oder die Jungle Cruise versetzten sie in Angst und Schrecken. Ich fand auf jeden Fall, dass die Disney-Magie wieder zu spüren war und ich werde sicherlich wieder hinfahren.
Picture (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.
Highlight des Tages: Meine Nichte summt freudestrahlend „It’s a small World“ nach.
Eigentlich wollten wir einen Tagesausflug nach Hakone unternehmen, aber ein Vulkan machte uns einen Strich durch die Rechnung. Der interessanteste Teil des Wegs führt nämlich über einen mäßig aktiven Vulkan, der ein paar Schwefeldämpfe absondert. Vor wenigen Tagen hat der Schwefelausstoß aber so zugenommen, dass der entsprechende Bereich gesperrt werden musste.
Picture (c) by Jörg Neidig. All rights reserved
Kurzfristig entschieden wir uns stattdessen nach Kamakura zu fahren. Da war ich zwar schon zweimal, aber ein paar Sachen hatte ich auch noch nicht gesehen. Trotz allen Widrigkeiten war es ein super Ausflug bei strahlendem Sonnenschein.
Highlight des Tages: Wir haben an einer Teezeremonie teilgenommen, die freudestrahlend von Grundschülern durchgeführt wurde.