Nordlicht satt

Und weil es noch nicht schön genug war, gab es letzten Abend noch einmal Nordlicht satt. Wow, kann ich nur sagen. Da ging echt die Post ab. Der Himmel hat in verschiedenen Farben geglüht. Rasend schnell sausten die verschiedenen Lichterformen vor den Sternen auf und ab. Gerade will man eine besonders schöne Erscheinung fotografieren, dann ist sie auch schon wieder weg und ersetzt durch eine noch atemberaubendere auf der gegenüberliegenden Seite des Himmels. Unser begleitender Nordlicht-Experte meinte beeindruckt, dass er das in einer solchen Farbenpracht auch noch nicht erlebt hätte. Die Ursache des Nordlichts war übrigens wohl ein selten großer koronarer Massenauswurf.
(Ich hoffe, die Fotos sind gut geworden. Ich werde die dann auf jeden Fall online stellen.)

Sie lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord

Vor Madagaskar liegen wir nicht, sondern seit gestern mittag vor Honningsvåg. Dort hatten wir die Gelegenheit am Nordkap am nördlichsten Punkt Europas Europas zu stehen. An dieser Steilklippe war es allerdings so dunkel, stürmisch und neblig, dass man seinen eigenen Hintern nicht mal mit beiden Händen gefunden hat. Daher sind wir nur schnell für Fotos und Souvenirs hingerannt und schnell wieder ins Warme und Trockene zurück geflüchtet.
Währenddessen hat der Wind immer weiter zugenommen und sich zu einem ausgewachsenen Sturm zusammengebraut. Bei Windstärke 8 und heftigem Wellengang hat der Kapitän dann entschieden den Hafen bis zum nächsten Morgen nicht zu verlassen. Diese Entscheidung haben alle herzlich begrüßt. Die Gäste hatten dadurch das Glück in der Nacht ein wunderschönes Nordlicht am Himmel bewundern zu dürfen. Und die Crew hat sich sicherlich darüber gefreut nicht so viel aufwischen zu müssen.

Polarkreistaufe: nass bis in die Unnerbüx

Von der Landschaft in den norwegischen Fjorden bin ich schlichtweg begeistert. Schneebedeckte Berge über dampfenden Wasser und dazu noch die leicht melancholische Stimmung durch das eher spärliche Licht sorgen für ein einmaliges Erlebnis. Polarlichter waren gestern zum ersten Mal zu sehen, allerdings nur sehr dezent. (Das war eher ein Schimmern als ein Leuchten.)
Heute morgen haben wir den Polarkreises überschritten. Das wurde mit einer kleinen Zeremonie, der Polarkreistaufe, auf dem Außendeck gefeiert. Dabei gab es eine ordentliche Kelle Eiswasser in den Nacken. Was soll ich sagen. Angenehm war es nicht. Die Eiswürfel rutschten mir langsam den Rücken runter und das Wasser lief mir bis in die Kniekehlen. Das ganze bei ordentlichen Minusgraden. Immerhin gab es danach einen Schnapps und eine Urkunde.

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Vermisste Kinder über die 404-Seite suchen

Beispiel für eine 404-Seite des Projekts NotFound

Das Projekt NotFound.org ist eine europaische Initiative, um vermisste Kinder zu suchen. Jeder, der eine Homepage besitzt kann das Projekt unterstützen, indem er seine 404-Seite zur Verfügung stellt. Sobald dann jemand die Adresse einer nicht existierenden Seite aufruft (z.B. www.joerg-neidig.de/gibtesnicht), bekommt er stattdessen eine Vermisstenanzeige eingeblendet. Das ist mal eine tolle Idee, die ich auf jeden Fall unterstütze.

Beast Jesus

Vor wenigen Tagen gingen die Bilder um die Welt: eine ältere Dame meinte plötzlich von sich, sie sei eine Kunstrestauratorin und nahm sich eines Frescos in ihrer Kirche an, mit eher mäßigem Erfolg (BBC): Beast-Jesus

Im Internet wächst ihre Fangemeinde täglich und immer neue Meisterwerke werden ihr gewidmet. Am aktivsten ist hier wohl die Beast-Jesus Restoration Society. Hier mein Lieblingsbild:

Hardcore-Fans

Es gibt Menschen, die die Bücher von Terry Pratchett mögen. Es gibt solche, die sich selbst als große Fans bezeichnen. Und dann gibt es die Hardcore-Fans.
Hardcore-Fans besitzen natürlich alle Bücher (inkl. Karten, Lexika und dem Kochbuch), typischerweise gleich in mehreren Fassungen und signiert. Sie haben haufenweise Scheibenwelt-T-Shirts im Schrank, Zeichnungen an der Wand, Zinnfiguren im Regal. Hardcore-Fans nehmen größere Reisen in Kauf, um regelmäßig an den Conventions teilzunehmen. Tätowierungen mit Scheibenweltmotiven sind nicht selten.
Jetzt war auf der Convention jedoch ein hochschwangerer weiblicher Fan, der wirklich alles gegeben hat. Als während einer Lesung die Wehen einsetzten, meinte sie nur, dass diese erst im Abstand von 8 Minuten kämen und sie daher noch viel Zeit habe und sie lieber der Lesung noch weiter zuhören wurde.

Hardcore.

Und der Wahnsinn nimmt seinen Lauf…

OK, die diesjährige Aufgabe im Igel-Rennen kam etwas überraschend. Man soll ein Gerät bauen, mit dem man das Geschlecht der großen Schildkröte A’Tuin ermitteln kann. Insider werden das verstehen, alle anderen vermutlich fragend eine Augenbraue heben.

Gestriges Highlight war sicherlich (wie immer) Terry Pratchett’s Bed Time Story, bei der er aus einem neuen, noch nicht veröffentlichen Buch vorliest. Diesmal war es „Dodger“, das im alten London spielt und erzählt, wo Dickens die Inspiration für seine Geschichten erlangte.
Und am Abend gab Colin Smythe noch bis zwei Uhr nachts einen wirklich interessanten Gesprächspartner ab.

The future’s bright, the future’s octarine

Wie üblich wird die Discworld Convention erst am Freitag Abend offiziell eröffnet, aber – auch wie üblich – der Spaß hat schon längst begonnen. Das Schönste ist, dass ich gleich einen ganzen Haufen alter Bekannter getroffen habe. Man sieht sich zwar nur alle zwei Jahre, aber das Hallo ist dafür um so größer.
So, muss Schluss machen. Gleich startet die Anmeldung zum Igel-Rennen.

Walking Robot Dancing to Stayin’ Alive

Das jahrzehntelange Streben der Wissenschaft, laufende Roboter zu kreiren, hat nun ein krönendes Ende gefunden. Tausende von Ingenieuren, Informatikern und Kybernetiker beglückwünschen sich mit Tränen in den Augen: Die Technik ist besser als John Travolta!.

Created by Tim Trusler; found on http://laughingsquid.com

Sie haben mir ins Essen gequatscht

In Indien sind die Angestellten in Hotels und Restaurants sehr sehr sehr zuvorkommend. Also ich meine wirklich sehr. Am Anfang fand ich das noch ganz putzig, aber nach einer Weile ging mir das ganz schön auf den Zeiger. Einerseits ist es ja wirklich nett, wenn sich die Angestellten praktisch darum streiten, wer jetzt den Koffer tragen darf. Es ist auch eigentlich positiv, wenn man im Restaurant um das Wohl des Kunden besorgt ist und nachfragt, ob denn alles recht sei. Aber gestern beim Frühstück ist mir echt der Kragen geplatzt.

Da sitzt man also beim Frühstück und will einfach nur in Ruhe sein Müsli löffeln. Ich genieße gerne die ruhige Zeit, um langsam in Fahrt zu kommen und um im Kopf den Plan für den Tag durchzugehen. Aber das hat man mir nicht gegönnt. Im Abstand von weniger als einer Minute kamen tatsächlich 5 Bedienstete an, um mir ins Essen zu quatschen.
– Der erste möchte von mir unbedingt wissen, warum ich keinen Orangensaft trinke.
– Der nächste fragt, ob er mir ein Omelett machen kann.
– Darf es noch etwas Kaffee sein? Nein, denn meine Tasse ist noch randvoll.
– Der vierte möchte mitteilen, dass es auch frische Früchte gebe. Nein, vielen Dank.
– Wollen Sie immer noch keinen Saft. NEIN!

Und als ich dann kurz vor dem Ausflippen war, kommt der Restaurantchef in Anzug und Krawatte an meinen Tisch. Er reicht mir die Hand und möchte sich mir vorstellen. Er sei der Chef hier und sein Name sei soundso und ob auch alles zu meiner Zufriedenheit wäre und dass ich mich jederzeit an ihn wenden könne und warum ich keinen Orangensaft trinken würde, der sei doch ganz frisch.

Ich bin dann ohne Müsli zurück aufs Zimmer gegangen und habe leise hin mich hineingeweint.

Jeden Tag was Neues

Neulich musste ich in Indien eine Erfahrung machen, die vermutlich schon Millionen Reisende vor mir machen mussten. Ich befinde mich auf dem stillen Örtchen und suche verzweifelt und erfolglos nach der Papierrolle. Das ist immer eine unschöne Situation. Nach einer Weile fällt mir auf, dass es gar keinen Rollenhalter gibt. Stattdessen befindet sich rechts neben mir ein Wasserhahn. Als dann langsam die Erkenntnis in mir reift, denke ich mir: „Das wird jetzt interessant.“

Zài jiàn China, namasté Indien

Tschüs China, hallo Indien. Die Arbeiten in China sind abgeschlossen und leider ist mein Aufenthalt dort viel zu schnell vorbei. Die Kollegen waren wirklich sehr nett und hilfsbereit und auch wenn ich kaum etwas von China gesehen habe, habe ich mich dort immer sehr wohl gefühlt. (Bis auf das Wetter. Das war echt gruselig.)
Heute um zwei Uhr nachts bin ich dann in Indien angekommen. Der Flug war nochmal stressig. Der erste Flieger ist verspätet gestartet. Das hat bei dem eng gestrikten Zeitplan dazu geführt, dass er erst gelandet ist als das Boarding des Anschlussflugs bereits losging. Glücklicherweise hat mich eine Fluggastbetreuerin direkt am Ausgang abgeholt und ist mit mir durch den Flughafen gerannt, um den Flieger noch zu erwischen. Vollkommen außer Atem bin ich dann den Weiterflug nach Mumbai angetreten.

Nur mein Gepäck nicht.

Tja, mein Koffer mit meinem gesamten Kram ist wohl noch in Hongkong, vielleicht aber auch irgendwo anders in der Welt. Wer weiß. Darum gehe ich jetzt erst einmal Einkaufen, denn ohne Klamotten zum Wechseln und Zahnbürste macht das keinen Spaß. Dummerweise sind auch eine Menge dienstliche Sachen in dem Koffer, die ich eigentlich dringend für die nächsten Tage brauche. Da muss ich wohl umdisponieren. (Zum Glück habe ich den Laptop als Handgepäck dabei gehabt.)

China im Schnelldurchgang

Platt.

So beschreibt sich mein Zustand gerade am besten. Ich sitze gerade in Peking im Hotel und versuche etwas Luft zu schnappen. So richtig verdauen werde ich die Tage wohl erst später. Wie ging es bislang?
Sonntag um zehn Uhr morgens in den Flieger und am Montag um sieben Uhr früh Ortszeit in Shanghai ankommen (+ 6 Stunden Zeitverschiebung). Um neun Uhr früh der erste Termin in der Siemens-Niederlassung, danach 2 Kundenbesuche, die bis 19:00 Uhr dauern. Um 20 Uhr bin ich im Hotel und habe über 30 Stunden lang nicht geschlafen. Um 3:00 Uhr morgens liege ich wach im Bett und kann nicht schlafen. Ist aber prima, denn dann kann ich vor dem nächsten Kundentermin die ersten Berichte schreiben. Dann kommt eine ätzende Zugfahrt nach Hangzhou, zwei weitere Kundentermine, um 21:00 Uhr der Flug nach Peking, Ankunft im Pekinger Hotel um 1:00 Nachts und ich schlafe wie ein Stein… … bis etwa 5:00 morgens. Ich bin hellwach und aufgedreht. Prima, E-Mails checken, Unterlagen sortieren, den nächsten Termin vorbereiten, Bericht schreiben und los gehts…

Die Kollegen in China geben sich übrigens richtig Mühe. Ich bin sehr froh die Kollegen hier getroffen zu haben und zu sehen, wieviel Energie die investieren, um Projekte an Land zu ziehen. Fachlich hat sich die Reise schon jetzt bezahlt gemacht (denke zumindest ich). In meinem Kopf kristallisiert sich bereits ein relativ klares Bild heraus was der chinesische Markt braucht. Und das ist so gar nicht das was ich vor ein paar Tagen für notwendig gehalten habe.

Dem ersten Nepp bin ich wohl auch schon zum Opfer gefallen. Direkt bei der ersten Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel hat mich der Taxifahrer wohl ziemlich ausgenommen (das haben mir die Kollegen zumindest gesagt). Naja, zumindest hat er mir eine Quittung gegeben.