Osaka … langweilig

Fuer den letzten Tag in Kyoto hatte ich mir den sogenannten Goldenen Tempel aufgehoben. Eigentlich wollte ich diesen Touristenmagneten gar nicht aufsuchen, weil sich dort – wie beim Schloss Neuschwanstein – die Touristenmassen gegenseitig auf den Fuessen herumstehen. Ausserdem hatte ich mitterweile auch genuegend goldverzierte Dinge gesehen. Dann beschloss ich aber doch lieber erst am Nachmittag einen Zug nach Osaka zu nehmen und am Vormittag noch den Tempel zu besichtigen.
Und was soll ich sagen: ich stand zwischen den Menschenmassen und schaute mit offenem Mund auf den Tempel. Der ist nicht mit Gold verziert, sondern aussen komplett mit Gold beschlagen. Komplett! Als der Tempel dann von der Sonne angestrahlt wurde, glitzerte und funkelte es und das ganze spiegelte sich in dem davor gelegenen Teich. Wahnsinn. Dieser Moment alleine war die Reise auf jeden Fall wert. (Ich habe jetzt ungefaehr eine Millionen Fotos von dem Ding gemacht.)

In Osaka angekommen war ich schon wieder recht genervt, da die Beschilderung im Bahnhof unzureichend und viele Aushaenge nur auf japanisch waren. Nach einer halben Stunde hatte ich auch „schon“ herausgefunden welche S-Bahn ich zum Hotel nehmen musste. Als ich in der Zielstation angekommen war und mit mit meinem Gepaeck Richtung Hotel marschierte, werde ich von einer japanischen Frau auf Englisch angesprochen. Wo ich herkaeme, und was ich hier mache, ob in Deutschland alle Christen/Protestanten waeren und ob ich die Zeugen Jehovas kenne.
Oh je, wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit in Japan Christen anzutreffen? Nicht sehr hoch denke ich und Zeugen Johovas kann man hier sicherlich an den Haenden abzaehlen. Und wer quatscht mich an? Prima. Mit einem Wachturm bewaffnet mache ich mich dann ziemlich stinkig auf zum Hotel.

Das Hotelzimmer stimmt mich allerdings wieder froh, denn es ist gross und komplett im japanischen Stil eingerichtet. Das Zubehoer fuer den Futon finde ich im Schrank, baue mein Bett und lege mich erst mal eine Rund hin. 20 Minuten spaeter klopft es und ein aelterer Herr reicht mir einen Willkommenstee und fragt wann er mein Bett aufbauen duerfe, denn das seine Aufgabe hier im Hotel. Ich sage ihm in einer Stunde (ich kann dem eifrigen Kerl ja nicht seine Aufgabe wegnehmen), baue das Bett wieder ab, verstaue es im Schrank und beende den Tag mit einem ausgiebigen Onsen-Besuch.

Osaka hat – wie sich am naechsten Tag herausstellt – nichts zu bieten. Nichts. Gar nichts. Das sehenswerteste ist noch das Osaka Schloss (Osaka-Jo), aber selbst das ist ein Betonnachbau des mehrmals vollkommen zerstoerten Originals. Immerhin das Museum im Inneren ist interessant. Das legendaere Nachtleben von Osaka ist schon ganz schick. Wenn man da durch die belebten, kleinen Gassen geht, kommt man sich tatsaechlich ein wenig vor wie im Film Blade-Runner. Ab 21:00 fingen aber die ersten Laeden an zu schliessen und bereits um 22:00 Uhr hatte der Menschenstrom selbst in den etwas zwielichtigen Ecken merklich nachgelassen. Offensichtlich sind die Japaner brav und gehen, wenn sie am naechsten Tag arbeiten muessen, schoen artig ins Bett.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.