Endlich habe ich es geschafft meine neue Homepage (bzw. „Personal Page“ wie man es jetzt nennt) online zu stellen. Der Auftritt ist jetzt deutlich aufgeräumter, Inhalte, die ich auch zeitlichen Gründen nicht weiter pflegen kann, sind rausgeflogen und werden erst wieder aufgenommen, wenn ich sie überarbeitet habe.
Hoch hinaus
Aus dem Urlaub gut zurück gekommen, die Feiertage gut überstanden und gut ins neue Jahr gekommen. Dachte ich zumindest. Irgendwie habe ich mich in den letzten Wochen unwohl gefühlt, ohne den Grund wirklich lokalisieren zu können. Kopfschmerzen, hoher Puls und ein leicht beklemmendes Gefühl in der Brust waren ständige Begleiter. Irgendwann habe ich mir gedacht: „Jörg, miss doch mal deinen Blutdruck.“ Das Ergebnis war beeindruckend.
Am nächsten Tag hat mir der Hausarzt Betablocker verschrieben. Ich hoffe, dass der Zustand nur temporär ist und ich das durch Gewichtsabnahme, Sport etc. wieder in den Griff bekomme. Ansonsten darf ich die Pillen gegen Bluthochdruck bis ans Ende meiner Tage nehmen.
Höhenkoller
Wir haben heute unsere maximale Höhe von knapp 4400 m über NN erreicht und ich muss sagen, dass ich das nur so mittelgut vertrage. Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit und Müdigkeit sind unsere ständigen Begleiter.
Heute abend haben wir unsere letzte Etappe erreicht: der Titicacasee. Aufgrund des Streiks ist unser Programm noch unklar. Aber ehrlich gesagt, wäre eine etwas ruhigere Phase nicht schlecht.
Machu Picchu streikt
Es gab hier schon länger keinen Eintrag mehr, aber zum Highlight diese Reise wollte ich dann dich auf jeden Fall etwas schreiben. Die Reise ist anstrengender als ich gedacht habe. Wir stehen jeden Morgen super früh auf. Gestern zum Beispiel bereits um 04:30 Uhr früh. Die Belastung durch die Höhenmeter (aktuell ca. 3800m) kommt noch dazu. Daher falle ich aktuell jeden Abend vollkommen platt ins Bett.
Das absolute Highlight diese Reise sollte der Besuch des Weltkulturerbes machu picchu werden. Als unsere Reiseleiterin vor 2 Tagen angekündigte, dass ein Generalstreik dies eventuell verhindern könnte, trat in unserer Reisegruppe leichte Panik ein. Zum Glück handelt in die Streik-Parteien eine 10-tägige Stillhaltefrist aus, die genau zu unserem Reiseplan passte. Eintrittskarten für Machu Picchu müssen nämlich lang im Voraus gekauft werden, sind an einen festen Tag gebunden und nicht umtauschbar. Was mit dem restlichen Reiseprogramm passiert, werden wir in den nächsten Tagen noch rausfinden.
Machu Picchu selbst ist so großartig wie alle sagen. Die Inkastätte ist zu 70% erhalten und in einer Landschaft gelegen, die spektakulärer kaum sein könnte. Natürlich ist die Stätte vollkommen überlaufen und geprägt von langen Menschenschlangen. Am Ende hat dies aber weniger gestört als ursprünglich befürchtet. Ab der ersten Minute ziehen einen die Ruinen in den Bann und man muss sich immer wieder vor Augen halten wie hier gelebt, gearbeitet und gefeiert wurde.
Man kann sich hier bestimmt ewig aufhalten und immer wieder etwas Neues entdecken, nach gut 4 Stunden hatte ich dann aber doch genug gesehen. Zum einen weil es unsagbar heiß und schwül war und zum anderen weil ich pinkeln musste und es innerhalb von Machu Picchu keine Toiletten gibt.
Landebahnen für Außerirdische
Die letzten Tage waren ziemlich angefüllt von reiner Reisetätigkeit, um weiter in den Süden zu kommen und langsam an Höhenmetern zu gewinnen. Heute besuchen wir die wohl schönste Stadt Perus Arequipa, gelegen auf ca. 2800m 2400m.
Unterwegs konnten wir noch einen Blick auf die legendären Nazca-Linien werfen. Es werden zwar spezielle Rundflüge dafür angeboten, aber bereits von den dort aufgestellten Aussichtstürmen kann man due Figuren gut erkennen. Interessanterweise sind die Linien hauptsächlich im deutschsprachigen Raum bekannt, den italienischen, englischen, spanischen Touristen ist das in der Regel ganz neu. Wenn man die Linien so sieht, kann man durchaus nachvollziehen, dass immer wieder Außerirdische ins Spiel gebracht werden.
Das El Dorado für Archäologieinteressierte
War der Besuch des peruanischen Nordens also die Zeit wert? Immerhin haben wir dort 4 Tage verbracht, was kaum eine andere Tour macht. Die kurze Antwort ist ja und nein, die Wahrheit ist komplizierter. Nicht jedes Museum und jede Grabstädte ist sehenswert, aber alleine schon für den Besuch des Museums zum Herrn von Sipan hat sich die Reise gelohnt.
Hier hat sich uns eine eindrucksvolle Kultur dargestellt, deren Kunstfertigkeit und Umfang uns alle unvorbereitet getroffen hat. Hier sind in den letzten Jahren Schätze und Erkenntnisse aufgedeckt worden, welche sich nicht hinter den altägyptischen verstecken müssen. Und dabei haben die hier gerade erst angefangen richtig zu graben. Da wartet also noch so einiges unter dem Sand. Auch inmitten der Lehmziegelstadt Chan Chan oder dem Mondpalast zu stehen war sehr beeindruckend. Die restlichen Museen und Ausgrabungsorte haben uns dann nicht mehr vom Hocker gehauen. Es wiederholt sich dann doch alles und irgendwann will man wirklich keine Tongefäße oder sonstige Grabbeilagen mehr sehen. Der Besuch des Nordens hat sich als Museumsmarathon entpuppt. Weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.
Vielleicht haben wir aber gerade durch die ständige Wiederholung ein besseres Verständnis dieser Kulturen erworben. Mein Eindruck ist allerdings nicht so positiv. Aus heutigem Verständnis betrachtet, bestanden die hiesigen alten Kulturen aus blutrünstigen, machtbesessenen Schweinen. Hier wurden Massen an Menschen hingerichtet und geopfert. Männer, Frauen, Kinder, Feinde oder regierende Oberschicht, keiner war sicher. Wer wichtig war, hatte sowieso mehrere geopferte Personen im Grab mitliegen, 1-2 Kinder waren selbstverständlich. Je gutaussehender und kräftiger die Menschen waren, desto würdigere Opfer haben sie abgegeben. Es wurden sogar Bauten gefunden bei denen an jedem Stützpfeiler ein Mensch lebendig begraben wurde, vermutlich um die Langlebigkeit des Gebäudes zu garantieren. Vor lauter Hinrichten haben sie dann vergessen, essentielle Dinge wie Schrift oder das Rad zu entdecken. Und wer denkt, dass dies alles nur Auswüchse eines perversen Patriachats seien, dem sei gesagt, dass die Funde beweisen, dass auch Frauen als Priesterinnen eine zentrale Rolle beim Morden und Opfern eingenommen haben.
Südwärts
Heute stand noch der angebliche archäologischer Geheimtipp der Tempelstadt mit 26 Pyramiden in Tucumé an sowie der Herr von Sican und ein Marktspaziergang. Damit ist unser Schlenker in den Norden Perus abgeschlossen, denn ab jetzt geht es in die südlicher gelegenen Berge.
Waren die Programmpunkte den Preis und die Zeit wert? Immerhin haben wir dort 4 Tage verbracht und die wenigsten Touren durch Peru besuchen die Orte im Norden. Die kurze Antwort ist ja und nein, die ausführliche Antwort gibt’s morgen.
Hochkulturen satt
Das Programm ist weiterhin gut gefüllt, Langeweile kommt nicht auf. Ganz im Gegenteil: Abends fallen wir spätestens um 10 Uhr völlig platt ins Bett, während die neuen Eindrücke einem noch im Kopf herumschwirren. Die wichtigsten Punkte der letzten beiden Tage: Am Freitag Stadtmuseum von Trujillo, Mondpyramide, die Sandstadt Chan Chan, ein Sozialprojekt „Musikschule“, am Samstag Dame von Cao und Herr von Sipan.
Unser lokaler Guide ist ein lustiger Kerl mit umfangreichen Wissen, der so manches Mal unsere Vorstellungen auf den Kopf stellt, z.B. „Die Inkas waren nicht so nett wie viele glauben und die Spanier waren nicht so böse wie viele glauben. Wie konnten 150 Spanier ein ganzes Land einnehmen? Weil die Bevölkerung so sauer auf die Inkas waren, dass sie die neuen Eroberer unterstützt haben.“
Das Essen in Peru ist wirklich fantastisch. Peru gilt als die Königin der südamerikanischen Küche, was bisher auch zu stimmen scheint. Wir sind dabei nicht in irgendwelchen Sternerestaurants unterwegs, sondern häufig in eher urigen, abgelegenen und einfachen Einrichtungen. Gerade der frische Fisch und die Meeresfrüchte haben es mir angetan. Das Nationalgetränk Pisco sour fließt auch in rauen Mengen.
Ton, Steine, Scherben
Am 10.11. ging es weiterhin um Kultur und Geschichte von Lima und Peru im Allgemeinen. Früh morgens quälten wir uns im Schneckentempo durch den höllischen Verkehr zur Plaza de Armas in der Altstadt von Lima. Die Besichtigung des Platzes und der dortigen Kathedrale war sehr beeindruckend und hat das gespaltene Verhältnis der Peruaner zu den spanischen Eroberern gut vermittelt. Vor wenigen Jahren erst wurde bei Grabungen der Kopf Francisco Pizarros in einer schwarzen Kiste gefunden. Die Kiste war ausgestellt, der Kopf nicht.
Nach Programm ging es danach zum National-museum, um uns in die Geheimnisse der peruanischen Hochkulturen einzuweihen. Leider besteht die Hochkultur fast ausschließlich aus Tongefäßen und Grabbeilagen, was ich eher so mittelinteressant finde. Das Museum hat den Stoff gut aufbereitet, dennoch treten erste Sättigungserscheinungen bezüglich Tongefäßen auf. Ich gehe aber davon aus, dass auf der Reise noch der ein oder andere Topf zu sehen sein wird.
Abends flogen wir dann von Lima nach Trujillo wo die erste archäologische Stätte auf uns wartet. Ich bin gespannt.
Auf der Suche nach Liebe
Je nach Urlaub dauert es unterschiedlich lang bis man wirklich im Urlaub angekommen ist, der Alltag von einem abgefallen ist und man sich komplett dem Hier und Jetzt widmen kann. Bei diesem Urlaub hat es bis zum zweiten Tag mittags gedauert. Aber eins nach dem anderen.
Die Anreise verlief unspektakulär und problemlos. Mit dem Flieger in zwei Stunden nach Madrid, 2 Stunden Aufenthalt und dann 12 Stunden Flug nach Lima. Das Flugzeug war zwar ein wenig altersschwach (Sitz defekt, Entertainment defekt, Leselicht defekt, …), hat uns aber sicher ans Ziel gebracht. Ankunft war um 7:00 Uhr früh und zwei Stunden später waren wir im Hotel, haben die Koffer in die Ecke geschmissen, eine heiße Dusche genossen und erst einmal kräftig gefrühstückt.
Lang Ausruhen gab es aber nicht, denn um 11:00 ging es auf zu einem Rundgang durch das Stadtviertel. Erstes Highlight des Rundgangs war der „Platz der Liebe“, welcher sich durch ein riesiges Kunstwerk von zwei Liebenden dominiert wurde. Zweites Highlight war das Shopping- und Barviertel Miraflores, welches einen wunderschönen Blick auf den Strand und den Pazifik boten. Und genau hier an einer Bar als der Blick so in die Ferne schweifte mit einem Glas Saft einer unaussprechbaren Frucht in der Hand, da hat es sich plötzlich wie Urlaub angefühlt.
Danach ging es in das archäologe Museums Larco, wo uns die Historie Limas und Perus veranschaulicht wurde. Nicht weniger interessant war die Ausstellung historischer erotischer Keramiken. Offensichtlich war man damals wenig zimperlich unterwegs. Der lange Tag endete mit einem verdienten Cocktail.
Nächster Halt: Peru
In Kürze geht es auf nach Peru.
Das ursprüngliche Reiseziel war eigentlich Äthiopien, um nach der Tansania-Reise nochmal ganz andere Eindrücke von Afrika zu bekommen. Da sich die politische Lage sich aber mehr und mehr angespannt hat, musste umdisponiert werden. Jetzt geht es also nach Südamerika. So richtig gut bin ich nicht auf die Reise vorbereitet und ich verlasse mich schon ziemlich darauf, dass das Studiosus das alles gut hinbekommt. Den Rest sehen wir dann.
Richtfest
Am Donnerstag war Richtfest meiner Wohnung. Und der Wohnung der anderen Eigentümer, aber hauptsächlich meiner Wohnung. 😉
Relativ unspektakulär, aber es gab immerhin Essen und Trinken für lau. Außerdem habe ich jetzt schon einmal in meinem Wohnzimmer gestanden. Hm, sah auf dem Grundriss irgendwie größer aus. Naja, so oder so bin ich jetzt mal gespannt darauf, wie lange es noch dauert bis es einzugsfertig ist. Mir wurde ja gesagt Ende Frühjahr, aber einige der anderen Eigentümer meinten, deutlich früher sei drin, wenn der Bau weiterhin so schnell fortschreiten würde.
Krankenhaus, juchee!!
Gestern wollte ich nach der Arbeit nur kurz zum Arzt gehen und mir wegen einer hartnäckigen Entzündung eine Salbe oder sowas verschreiben lassen. Der Arzt schaute sich das kurz an, wurde etwas aufgeregt und kurz darauf sitze ich in der Notaufnahme des Klinikums Nord und bekomme hochdosierte Antibiotika intravenös. Ich sitze nervös auf dem Stuhl und muss mir vom Arzt anhören, dass sowas tödlich ausgehen kann. Ich fühl mich gerade wie im schlechten Film. Ich muss wohl für eine Woche stationär drinbleiben bei mehrmaliger Verabreichung der Antibiotika.
Eigentlich wollte ich nur ne Salbe.
Auf der Suche nach dem Usambara-Veilchen
21.2. – 22.2.2016
Die nächste Station des Urlaubs waren die Usambaraberge und je näher wir unserem Ziel kamen, desto angenehmer wurde des Klima. Wir entflohen der Hitze, der Schwüle und dem Trubel von Städten und begaben uns in eine grüne, ländliche Gegend, die Kornkammer von Tansania. Nicht nur die Gegend wurde immer ländlicher, sondern auch die Straßen wurden immer abenteuerlicher. Wir fuhren durch Feldwege und Gassen, die nur marginal breiter waren als unser Fahrzeug und als wir dachten, dass es wirklich nicht mehr weiter ging, kamen wir am Hotel an. Die Lage des Hotels konnte damit nicht besser sein und bot fantastische Ausblicke. Das Hotel selbst war aber weniger gut. Auch hier hatte Studiosus bereits vorgewarnt und diesmal waren die Warnungen auch angebracht. Die Zimmer waren ungemütlich, nicht gerade sauber, hatten teilweise defekte Lampen und Möbel, verstopfte Abflüsse und so weiter. Die Zimmer waren so trostlos, dass wir diese wirklich nur zum Schlafen betreten wollten und die freie Zeit in der Hotellobby verbrachten.
Nichtsdestotrotz waren die zwei Tage in den Usambarabergen wunderschön, wobei ich gar nicht explizit fassen kann, was uns hier so fasziniert hat. Irgendwie war es wohl das Gesamtpaket aus einer grünen, sprießenden Natur, dem frischen angenehmen Wetter, dass einen wirklich Aufatmen ließ, die freundliche Atmosphäre und dem entspannten Tagesprogramm. Nach den anstrengenden Tagen zuvor hatte ich das Gefühl mich richtig fallen lassen zu können. Das Ganze aber ohne dass es explizite „Erholungstage“ waren, denn die Tage waren angefüllt mit Programmpunkten und weiteren Begegnungen.
Wir machten geführte Wanderungen durch die Berge und das nahe gelegene Dorf, wir bummelten über den quirligen Markt von Lushoto, besuchten ein Waisenheim und machten eine Probe des tansanischen Weins. Die Wanderungen waren sicherlich ein Highlight aber insbesondere zu dem Waisenheim und dem Wein will ich noch ein paar Worte sagen. Im Vorfeld der Reise sowie an jedem Ort an dem wir fragten wurde uns von dem hiesigen Wein abgeraten. So vehement wurde betont, dass er untrinkbar sei, dass sich bei uns so etwas wie eine mystische Stimmung einstellte. Wer weiß, vielleicht gab es den Wein gar nicht (so wie es Bielefeld gar nicht gibt). Schließlich gelang es uns auf Maries Geburtstag und bei der Weinprobe tatsächlich Exemplare zweier tansanischer Meisterwerke zu probieren. Zugegeben, sie waren wirklich nicht gut.
Der Besuch des Waisenhauses war anfangs ähnlich seltsam wie der Besuch der Krankenstation. Da kommen jetzt ein Haufen Weißer daher und machen Fotos von süßen schwarzen Babys. Und weil mir so unwohl bei der Sache war, versuchte ich der Leiterin des Waisenhaus ein Gespräch zu entlocken, um mich über Hintergründe interessiert zu zeigen. aber die Leiterin war ein harter Brocken und meinte nur: „Now show and taking pictures, talk later.“ Damit war die Sache dann klar geregelt. Die Leiterin sorgte erst für ein Fotomotiv nach dem anderen und zeigte uns dabei auch die verschiedenen neuen Einrichtungen des Hauses, danach gab bei Kaffee und Keksen die Hintergründe. Die Hintergründe waren beeindruckend und bedrückend zugleich. Beeindruckend waren die Leistungen der Einrichtung, die hier aus dem Nichts gestampft wurden und wie alles unternommen wird, um Schritt für Schritt unabhängig von Spendengeldern zu werden. Und bedrückend war es, weil sie dennoch erschreckend hilflos sind. (So zumindest war mein Empfinden.) Die Station versteht sich „nur“ als eine Erstauffangsstation, die ausgesetzten Säuglingen ein Überleben sichert. Allerspätestens zwei Jahren muss das Kleinkind aber die Station verlassen und in Pflegefamilien übergeben werden, da sonst die Kapazitäten nicht ausreichen würden.
Insgesamt muss man sagen: „Alle Achtung, Studiosus, das mit den ‚Begegnungen mit Land und Leute‘ nehmt ihr wirklich ernst“. Ich weiß gar nicht wie ich als selbstorganisierende Privatperson an solche Begegnungen und Gespräche gekommen wäre. Klar, irgendwie ist immer alles möglich. Aber die hautnahe Begegnung mit den Massai, die Besuche von Krankenhaus und Waisenhaus und selbst das Bummeln über Märkte und Dörfer, wäre bei weitem anders verlaufen, wenn nicht immer ein erfahrener Guide dabei gewesen wäre, der die aktuelle Situation gut einschätzen konnte. Mehrfach haben wir mitbekommen (und häufig genug vermutlich auch nicht), wie Sonja eine an sich ungemütliche Situation mit Anwohnern, Polizei oder Zollbeamten durch die richtige Portion Charme, Witz und „Beruhigungsgeld“ entschärfte. Alleine wäre ich sicherlich mehrfach bestohlen, abgezockt, bedroht worden oder hätte einfach mehr als die Hälfte des Urlaubs mit Organisieren und Improvisieren verbracht.
Auf der Fahrt gen Osten
20.2. – 21.2.2016
Weiterhin standen die Tage nun unter dem Motto „Begegnungen mit Land und Leute“. Objektiv gesehen standen die Tage manchmal eher unter dem Motto „Kilometer reißen auf den Straßen zur Ostküste“. Ein Zwischenstopp zur Übernachtung legten wir auf einer Kaffeeplantage ein. Die Führung rund um die Plantage war eher so mittel-interessant. Nur der Guide – der stellvertretende Anführer des Stammes &#*!@§ (unaussprechlicher Kehllaut) – war wirklich ein Unikat. Im Endeffekt hat er wenig über die Plantage und die Pflanzen erzählt, sondern eine Anekdote nach der anderen über die Kultur seines Stammes losgelassen. Das war wirklich eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Information! Nachdem uns der Guide z.B. erklärt hatte, dass die hiesige respektvolle Anrede von Frauen „Mama“ sei, war das fortan die Anrede für einige unserer Mitreisenden. Das Essen auf der Plantage war fantastisch, das Zimmer traumhaft, der Kaffee leider eher so lala. Schade, wenn er gut gewesen wäre, wäre das sicherlich ein schönes Mitbringsel geworden.
Danach ging es weiter Richtung Osten zum Fuße des Kilimandscharo in ein Bergsteigerhotel. In den Unterlagen von Studiosus wurden wir schon vorgewarnt, dass das Hotel sehr einfach sein und nicht den Ansprüchen eines westlichen Urlaubers entsprechen würde. Aber eigentlich gab es dort überhaupt nichts auszusetzen. Insbesondere die Lage war toll und erlaubte morgens bei Sonnenaufgang einen unverstellten Blick auf den Gipfel des Kilimandscharo. Um noch näher mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen, hatten wir die Chance eine Wanderung durch das nahegelegene Dorf und einem pittoreskem Wasserfall zu machen. Zwar sind wir auf der Wanderung auch in ein kleines Naturhistorisches Museum gegangen, interessanter waren aber die eher zufälligen (?) Begegnungen. So zum Beispiel saß eine Frau vor Ihrer Hütte beim Kochen eine Eintopfs und sie erklärte uns freudig, was und wie sie koche. Einige jungen Leute ließen uns bereitwillig von ihrem selbstgebrautem Bananenbier probieren. Zum Dank steckte ihnen unsere Guide Sonja einen kleinen Schein zu. Als wir um die Ecke gingen und noch deren Jubelschrei hörten, meinte Sonja nur: „Uups, war wohl etwas zu viel.“
Abends feierten wir noch feuchtfröhlich den Geburtstag von Sonja und Marie. Als es uns in der Bar zu ungemütlich wurde, verlagerten wir die Feier in einem privateren Kreis (zu dritt) auf Maries Balkon. Das war echt ein schön entspannter Abend und auch im nachhinein kann ich nur betonen wie gut und wichtig es war auf der Gruppenfahrt Mitreisende gefunden zu haben, die auf der selben Wellenlänge lagen. Spät am Abend beschloss ich dann irgendwann doch noch mein eigenes Zimmer aufzusuchen, aber ich fand es nicht. Ordentlich angeheitert lief ich mehrmals durch das verwinkelte Hotel. Ich lief alle Gänge und Etagen ab aber ich fand mein Zimmer nicht. Irgendwann beschloss ich (immer noch sehr angeheitert) systematisch vorzugehen und alle Schritte von der Rezeption zum Zimmer zu wiederholen. Das funktionierte aber nicht, da ich immer wieder an verschlossenen Türen oder Gangenden landete. Irgendwann begann ich an mir zu verzweifeln und suchte die Nachtwache auf. Diese war wohl auch neu, denn sie wanderte mit mir auch nochmal alle Gänge und Ebenen ab und griff sich verwundert an den Kopf. Schlussendlich weckte die Wache den Portier auf, der dann das Rätsel auflöste: Abends wurde der gesamte Hotelflügel, in dem mein Zimmer lag, abgeschlossen. Seltsam.
Ebenfalls Teil der Begegnungen war ein Besuch eines Dorfkrankenhauses (Rhotia Health Center).
Das Krankenhaus wurde in den sechziger Jahren (oder etwas später – hab ich nicht richtig verstanden) von Schweizer Ordensschwestern gegründet. Die Leitung des Krankenhauses obliegt noch immer einer der Schwestern, der mittlerweile über achtzig Jahre alten Schwester Agatha. Am Anfang kam es mir etwas merkwürdig vor, als Tourist mit der teuren Spiegelreflex vor der Brust und Safarikleidung von Jack Wolfskin am Leib durch die Räume zu tapern und Fotos von erbärmlichen Krankenzimmern zu machen. Aber Schwester Agatha war so herzlich und hat so offen und begeistert über das Erreichte, die Pläne für die Zukunft und Probleme geredet, dass sämtliche Berührungsängste verflogen. Kein Thema war tabu und es war schon erstaunlich zu hören, wie offen und gelassen die Schwester über Korruption bei Steuergeldern, Diebstahl von Laborgeräten und den Auswirkungen von Krankheiten wie AIDS und Malaria plauderte.